Bekannte Dichterinnen

Vielen Frauen bietet die Lyrik eine Art Ventil, ihren Träumen und Sehnsüchten Ausdruck zu verleihen – in der Vergangenheit, sowie auch noch in der Gegenwart. Vor allem früher war es nicht immer leicht, dieser Leidenschaft nachzugehen, da die Gesellschaft erwartete, dass Frauen sich ihren häuslichen Tätigkeiten widmeten und ihren Ehemännern gehorchten.
 
Wir stellen Ihnen fünf Lyrikerinnen vor, die ihrer poetischen Ader folgten und sich so in der Literaturgeschichte verewigt haben:


Annette von Droste-Hülshoff
Ihr Gesicht war auf dem 20-DM-Schein, und sie gilt als eine der bedeutendsten Dichterinnen Deutschlands. Annette von Droste-Hülshoff wurde am 12. Januar 1797 geboren und verstarb am 24. Mai 1848. Ihr bekanntestes Werk ist die Novelle „Die Judenbuche“, aber auch als Dichterin hat sie sich einen Namen gemacht. Die Besuche bei ihrer Schwester Jenny von Laßberg am Bodensee spornten Annette zu dichterischer Höchstleistung an. Ermutigt durch ihren Freund Levin Schücking und mit genügend poetischer Inspiration konnte Annette fast täglich ein neues Gedicht verfassen.

"Langeweile ist ausgemacht die schmerzlichste Art von Anstrengung und gewiss auch die schädlichste." – Annette von Droste-Hülshoff


Bettina von Arnim

Auch ihr Gesicht ist uns von einem DMark-Schein bekannt. Bettina von Arnim wurde am 4. April 1785 geboren und schaffte es in ihrem Leben durch ihre schriftstellerischen Tätigkeiten, eine bedeutende Vertreterin der deutschen Romantik zu werden. Bettina pflegte zahlreiche Kontakte zu politischen und kulturellen Persönlichkeiten, zu denen zum Beispiel Ludwig van Beethoven, Johann Wolfgang von Goethe, Karoline von Günderrode und die Brüder Grimm zählten. Berühmt wurde sie vor allem durch die Werke „Goethes Briefwechsel mit einem Kinde“ und „Die Günderode“, in denen sie Briefe an und von ihren Freunden veröffentlichte. Am 20. Januar 1859 verstarb Bettina von Arnim an den Folgen eines Schlaganfalls.

"Selbstdenken ist der höchste Mut. Wer wagt, selbst zu denken, der wird auch selbst handeln." – Bettina von Arnim


Karoline von Günderrode
Am 11. Februar 1780 erblickte Karoline von Günderrode das Licht der Welt. Karoline verbarg zunächst ihr dichterisches Talent, und ihr erstes Buch Gedichte und Phantasien veröffentlichte sie unter dem Pseudonym Tian. In ihren Werken stand meistens eine starke, heldenhafte Frau im Mittelpunkt, wodurch die Lyrikerin das traditionelle Rollenbild kritisierte. Karolines Leben nahm am 26. Juli 1806 ein tragisches Ende: Ihre große Liebe, der verheiratete Philologe und Mythenforscher Friedrich Creuzer, entschied sich, seine Beziehung zu Karoline zu beenden. Als Karoline die Nachricht darüber erhielt, erdolchte sie sich.

"Um etwas desto gewisser zu gewinnen, muss man stets ein anderes aufgeben." – Karoline von Günderrode


Nelly Sachs

Nelly Sachs wurde am 10. Dezember 1891 in Berlin-Schöneberg geboren und begann mit 17 Jahren Gedichte zu schreiben. Ihr erster Gedichtband Legenden und Erzählungen erschien 1921, und ihre Gedichte wurden in verschiedenen Zeitungen Berlins gedruckt. Im Mai 1940 floh Nelly mit ihrer Mutter nach Schweden, um dem Transport in ein Konzentrationslager zu entgehen. In Stockholm widmete sich die Lyrikerin weiterhin ihrer schriftstellerischen Tätigkeiten und übersetzte schwedische Lyrik ins Deutsche. Ihre Werke waren zu dieser Zeit geprägt von dem Grauen des Holocausts, wodurch sie sich von ihrem früheren romantischeren Stil entfernten. Am 10. Dezember 1966, also an ihrem 75. Geburtstag, erhielt Nelly den Literaturnobelpreis. Vier Jahre später starb sie aufgrund einer Krebserkrankung am 12. Mai.

"Alles beginnt mit der Sehnsucht." – Nelly Sachs


Ingeborg Bachmann
Ingeborg Bachmann, geboren am 25. Juni 1926, gilt als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen. Sie gewann nicht nur Preise für ihre Werke, sondern nach ihr ist auch einer der größten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum benannt. Neben Gedichten veröffentlichte Ingeborg auch Hörspiele und Erzählungen. Tragischerweise litt die Lyrikerin an einer schweren Tabletten- und Alkoholsucht und löste durch eine herabfallende Zigarette im Schlaf einen großen Brand in ihrer Wohnung in Rom aus. Aufgrund der schweren Verletzungen, die Ingeborg davon trug, verstarb sie am 17. September 1993.

"Hätten wir das Wort, hätten wir die Sprache, wir bräuchten die Waffen nicht." – Ingeborg Bachmann