Rainer Maria Rilke - Dichter der Moderne

 

Rainer Maria Rilke (mit vollständigem Namen René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke) wurde am 4. Dezember 1875 in Prag geboren und war ein deutschsprachiger Schriftsteller. Zu seinen berühmtesten Werken gehören zahlreiche Lyrikbände. Durch seine zweiteilige Gedichtsammlung "Neue Gedichte" (1902/1907), die vor allem aus Werken der Dinglyrik besteht, wurde er zum bedeutendsten Vertreter der literarischen Moderne.

Sein Leben
Rilke wurde in Prag, damals Teil Österreich-Ungarns, als Sohn eines Bahnbeamten und einer Fabrikantenerbin geboren. Seine Kindheit verbrachte er ab 1885 auf der 
Militärrealschule in St. Pölten, da die gescheiterte Ehe seiner Eltern sowie das zerüttete Verhältnis zu seiner Mutter für familiäre Probleme sorgten.
1874 wurde als erstes Kind der Familie Rilke eine Tochter geboren, die jedoch bereits eine Woche später verstarb. Die Mutter konnte den Verlust nicht verkraften und band sich daher emotional an René, der in seinen ersten Lebensjahren wie ein Mädchen aufgezogen wurde, um die Lücke, die seine Schwester nach ihrem Tod hinterlassen hatte, zu füllen.

1891 musste Rainer Maria die Militärschule aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Daraufhin trat er in die Handelsakademie in Linz ein, die er jedoch ein Jahr später bereits unfreiwillig verlassen musste, da er eine unerlaubte Affäre mit einer älteren Frau hatte.
Nach bestandenem Matura-Examen begann Rilke 1895 Literatur, Philosophie und Kunstgeschichte zu studieren, wechselte jedoch bereits ein Jahr später zu Rechtswissenschaften.

Während einer Reise nach München traf Rilke 1897 auf die Literatin Lou Andreas-Salomé mit der er bis 1900 eine Beziehung führte. Bis zu seinem Lebensende blieb sie seine wichtigste Vertraute und Beraterin, sowohl in persönlichen als auch beruflichen Angelegenheiten. Nach der Trennung von Lou verbrachte Rainer Maria einige Zeit bei Heinrich Vogeler in Worpswede, wo er auch die Bildhauerin Clara Westhoff kennenlernte. Die beiden heirateten ein Jahr später und im Dezember desselben Jahres wurde die gemeinsame Tochter Ruth geboren. Da Rilke jedoch nicht die Art Mensch für ein traditionelles, bürgerliches Leben war, verließ er seine Familie im Jahr 1902 und machte sich auf nach Paris, wo er sich voll und ganz dem Schreiben widmete.

1923 erkrankte der Dichter schwer und begab sich bis zu seinem Tod in ärztliche Behandlung. Rainer Maria Rilke verstarb am 29. Dezember 1926 in einem Sanatorium in der Schweiz, nur wenige Tage zuvor wurde bei Ihm Leukämie diagnostiziert. 
Die selbst verfasste Inschrift auf Rilkes Grab lautet:
"Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, Niemandes Schlaf zu sein unter soviel Lidern."

Seine Werke
Rilkes Werke wurden maßgeblich durch philosophische Vertreter wie Sigmund Freud oder Friedrich Nietzsche und deren Theorien beeinflusst; er übte scharfe Kritik an der Jenseitsorientierung des Christentums und stützte sich dabei auf ein rationales Weltbild und den Pragmatismus der Naturwissenschaften.
Wegwarten, Traumgekrönt und Avent sind drei der frühen Gedichtbände, die Rilke in dieser Phase seines Schreibens veröffentlichte.

Zwischen 1902 und 1910, während seiner mittleren Schaffensphase, wandte sich Rilke vor allem der menschlichen Grunderfahrung zu. Diese führt er jedoch nicht mehr auf Beobachtungen der Innenwelt zurück, sondern auf erlebte Geschehnisse, die er selbst als symbolischen Spiegel der menschlichen Seele deutet. Diese Herangehensweise zeigt sich in Werken wie Archaïscher Torso Apollos, Blaue Hortensie und Der Panther, welche als Dinggedichte in der lyrischen Gattung bezeichnet werden. Sie thematisieren lebendige und leblose Objekte, Kunstgegenstände, Situationen oder Vorgänge, die objektiv und distanziert beschrieben werden.
In seinen letzten Jahren beschäftigte sich Rilke intensiv mit der Thematik des Daseins und der damit verbundenen Dichotomie von Leben und Tod, was er in den Zyklen Duineser Elegien und Die Sonette an Orpheus zum Ausdruck brachte. Die allerletzten Werke Rilkes lassen sich in verschiedene Kategorien aufteilen. Zum einen schrieb er heitere und leichte Natur- oder Landschaftsgedichte, zum anderen experimentierte er in dieser Phase häufig mit Syntax und dem allgemeinen Wesen von Sprache, was zu neuen und für Rilke untypischen Gedichtformen führte.

Während seiner Zeit in Paris versuchte sich Rilke auch an französischsprachigen Werken. Gedichtszyklen wie Les Roses, Les Fenêtres und Exercises et Évidences fanden nicht nur dort, sondern auch in Deutschland, große Anerkennung.