Das Sonett

Der Begriff Sonett leitet sich von den lateinischen Wörtern sonare und sonus ab, die tönen bzw. Klang bedeuten. Daher wurde die Gedichtform Sonett auch gerne als Klinggedicht im barocken Deutschland bezeichnet.

Der Aufbau
Das Gedicht besitzt 14 Zeilen, die in zwei vierzeilige (Quartette) und zwei dreizeilige Strophen (Terzette) aufgeteilt sind. Das Reimschema ist nicht festgelegt und kann daher beliebig variiert werden. Am häufigsten treten die Reime in Paaren oder abwechselnd auf:
Bei den Quartetten: abba-abba oder abab-abab
Bei den Terzetten: cde-cde oder cdc-dcd.
Grundsätzlich besteht ein Vers aus abwechselnden Hebungen und Senkungen, wobei meistens ein Jambus verwendet wird. Beim Jambus wechseln sich jeweils eine betonte und eine unbetonte Silbe ab, wobei die unbetonte zuerst steht. Im Vers eines Sonetts tauchen in der Regel fünf betonte Silben auf, die auch Hebungen genannt werden.

Der Inhalt
In einem idealen Sonett entspricht die äußere Form der inneren Struktur. Im ersten Quartett wird eine Behauptung aufgestellt, auf die im zweiten Vierzeiler ein Gegensatz oder ein Widerspruch folgt. Zum Schluss werden These und Antithese in den beiden Terzetten miteinander verknüpft, um so zu einer Erkenntnis bzw. einem Resultat zu gelangen.

Berühmte Sonettdichter

Francesco Petrarca (1304-1374) machte die Gedichtform des Sonetts in Europa bekannt. Sein Gedichtzyklus Canzoniere besteht aus insgesamt 366 Gedichten, von denen 317 Sonette sind.

William Shakespeare (1564-1616) trat in Petrarcas Fußstapfen und veröffentlichte in seinem Gedichtband Shakespeare’s Sonnets 154 Sonette. Ebenso wie in Petrarcas Werk handeln die meisten Gedichte von der Liebe.

Andreas Gryphius (1616-1664) thematisierte in seinen Sonetten das Leiden und die Gebrechlichkeit des Lebens auf dieser Welt. Der Dichter griff in seinen Werken vor allem das Motiv der Vergänglichkeit alles Irdischen auf, das für den Barock typisch war. Ein gutes Beispiel dafür ist Gryphius Werk Es ist alles eitel:
 

Es ist alles eitel

 Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:
Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.

Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein,
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.

Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?
Ach! Was ist alles dies, was wir für köstlich achten,


Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;
Als eine Wiesenblum’, die man nicht wieder find’t.
Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten!
 

Besonders an diesem Gedicht ist, dass hier nicht die für Sonette charakteristische Inhaltsstruktur vorhanden ist. These und Antithese treffen häufig bereits in den einzelnen Versen aufeinander.

August Wilhelm Schlegel (1767-1845) beschrieb in seinen Sonetten Kunstgegenstände wie Gemälde und Statuen, aber auch Musikstücke.

Charles Baudelaire (1821-1867) verfasste das Werk Les Fleurs du Mal (Die Blumen des Bösen), das ungefähr zur Hälfte aus Sonetten besteht.