Goethes "Der Zauberlehrling"

Das Balladenjahr
Wie viele andere bekannte Balladen Goethes, entstand auch Der Zauberlehrling während des Balladenjahrs 1797. Goethe arbeitete mit Schiller an den literarischen Gattungen, insbesondere an der Balladenform. Sie hatten die Ansicht, dass eine Ballade eine bestimmte Darstellung und Gestaltung benötigt, ebenso sollte mit ihrer Hilfe bewiesen werden, wie vielfältig und schön die deutsche Sprache war. Ihre Aufgabe war es nicht nur den Leser anzuregen, dass er über den Inhalt des Werkes urteilt, sondern auch, dass er seine reale Welt mit der Balladenwelt vergleicht.
Goethe und Schiller vereinbarten, eine große Anzahl eigener Balladen zu verfassen, um ihre Theorien zu verdeutlichen und umzusetzen. Daraus entstand eine Art lyrischer Wettstreit zwischen den beiden Freunden.

Inhalt
Der Zauberlehrling in Goethes Ballade nutzt die Gunst der Stunde als der Hexenmeister außer Haus ist und wagt sich alleine an einen Zauberspruch. Prompt wird der Besen zum Leben erweckt und dient dem Lehrling als Knecht, der Wasser holen soll. Es funktioniert, doch leider hat der Zauberlehrling ein Wort beim Zaubern ausgelassen, was zur Folge hat, dass der Besen mit seiner Arbeit nicht mehr aufhört und das Haus überflutet. Schnell holt der Zauberlehrling ein Beil und schlägt den Besen in zwei Teile. Doch das verschlimmert die Lage nur, denn nun erwachen beide Besenhälften und beginnen wieder Wasser zu holen.
Der Zauberlehrling sehnt sich seinen Hexenmeister herbei, der schließlich erscheint und mit einem kurzen Befehl beide Besen wieder leblos werden lässt.

Form
Das Gedicht besteht aus 7 Vollstrophen, wobei jede aus der eigentlichen Strophe und dem Refrain besteht. Der Refrain ist durch die eingerückten Zeilen erkennbar. Es sind zwei verschiedene Reimschemata zu erkennen: In der Strophe der Kreuzreim und im Refrain immer abbcac.
Besonders schön zeigt sich in dem Gedicht die Personifikation des Besens, der ja in der Tat zum Leben erweckt wird. Durch seine beschriebenen Tätigkeiten und die zahlreichen menschlichen Adjektive, kann sich der Leser sehr gut vorstellen, wie der Besen geht und Wasser holt.

Der Zauberlehrling heute
Die Zeile aus dem Gedicht „Die ich rief, die Geister,/Werd ich nun nicht los“ wird heute gerne in leicht umgewandelter Form „die Geister, die ich rief“ als geflügeltes Wort verwendet. Es steht für etwas, das außer Kontrolle gerät und vom Verursacher nicht mehr aufgehalten werden kann.

Natürlich inspirierte die Ballade auch Musiker und Komponisten, wie zum Beispiel den französischen Komponisten Paul Dukas (1865-1935), der das Werk unter dem Titel L’Apprenti sorcier vertonte. Im
Walt Disneys Fantasia begleitet diese Komposition Mickey Maus in seiner Rolle als Zauberlehrling, wodurch sie erst hohen Bekanntheitsgrad gewann (Den Filmausschnitt gibt es hier).
Mickey Maus mit blauen Zauberhut, rotem Umhang und Zauberstab wurde für Disney zu einem Markenzeichen und dient als Vorlage für ihre Auszeichnung des Disney Legends Awards. Der Preis geht an Personen, die einen überragenden Beitrag zu den Disney-Filmen leisteten, und besteht aus eine Staute, die Mickeys Hand zeigt, die den funkensprühenden Zauberstab hält.

Eine moderne Hip-Hop-Version des Gedichts findet man bei der Musikband Junge Dichter und Denker. Die Gruppe besteht nur aus Jugendlichen, die berühmte Gedichte rappen und sie mit Beats unterlegen. Das Lied finden Sie auf der Homepage der Band.