Italienische Lyrik

Bedeutsam für die italienische Lyrikgeschichte 
ist die sizilianische Dichterschule am Hof des Kaiser Friedrichs II. Sie bestand aus hohen Beamten in Sizilien, die sich auf Anregung des Kaisers mit verschiedenen lyrischen Einflüssen beschäftigten, besonders mit der Lyrik aus der Provence, Frankreich und ein wenig mit der arabischen Dichtkunst. Ein Mitglied des Dichterkreises war Giacomo da Lentini (1210-1260), der als Erfinder des Sonetts gilt.

In der Dichterschule entstand mit Hilfe der Torbardordichtung die Stilrichtung Dolce stil nouvo (deutsch: „Süßer neuer Stil“), die als Thema die Liebe hatte und sie als göttliche Kraft sieht. Der Dichter beschreibt mit Metaphern und Symbolen, welche Wirkung die Schönheit der Angebeteten auf seine Seele hat.

Der Dichter Dante Alighieri (1265-1321) verwendete den neuen Stil in seinem Werk Vita Nova (deutsch: „Das neue Leben“), in dem er seine Liebe zu einer Frau namens Beatrice lyrisch wiedergab. Aber in die Literaturgeschichte ging Dante mit Divina Commedia (deutsch: „Göttliche Komödie“) ein, das als eines der größten Werke der Weltliteratur gilt, da es Italienisch als Schriftsprache etablierte. Die Komödie beschreibt die Reise des lyrischen Ichs durch die Reiche des Jenseits: die Hölle, das Fegefeuer (auch als Läuterungsbereich bezeichnet) und schließlich das himmlische Paradies.

Ein weiterer großer Dichter Italiens war Francesco Petrarca (1304-1374), dessen Gedichtsammlung aus 366 Werken besteht. Der Großteil davon widmet sich der Liebe, hauptsächlich der Verehrung und Schwärmerei einer Frau mit dem Namen Laura. Auf den Dichter geht die klassische Form des italienischen Sonetts zurück, das daher auch gerne als Petrarca-Sonett bezeichnet wird.

Auch bei Pietro Aretino (1492-1556) ging es um die Liebe, und zwar um die erotische. In seinen Sonnetti lussuriosi (deutsch: „Die wollüstigen Sonette“) beschreibt er die erotischen Zeichnungen des Malers Giulio Romano (1499-1546) auf pornographische Art und Weise. Romano wurde für seine Werke ins Gefängnis geworfen und Aretinos Sonette kamen ins Verzeichnis der verbotenen Bücher, denn die Kirche war der Meinung, dass das Lesen dieser Werke eine schwere Sünde sei.

Neben der sizilianischen Dichterschule entstand ein weiterer Dichterkreis im Jahre 1690 in Rom, der sich Accademia dell’Arcadia (deutsch. „Gesellschaft der Arkadier“) nannte. Die Gesellschaft war gegen eine übertriebene Künstlichkeit der Poesie, denn anstatt mit Metaphern und Symbolen überladen zu werden, sollten Gedichte mit Einfachheit und Sinn für das Maß überzeugen können. Während seines zweiten Aufenthalts in Italien wurde Goethe in die Vereinigung mitaufgenommen.

Ebenfalls Mitglied war der Dichter Pietro Metastasio (1698-1782), der auch als Librettist berühmt wurde und mit seinen Werken dazu beitrug, dass Italienisch als Opernsprache verbreitet wurde.