Sonderpreis - XVII. Gedichtwettbewerb 2014

Kykladenrausch
 
Häuser wie Würfelzucker über alle Berge
gestreut, dazwischen das Blau
der Kappellenkuppeln, unsagbar.
Wer es nicht kennt, hat keine Ahnung.
Kykladenblau ist eine Anmaßung,
eine Operation am offenen Herzen.
Über die Mittagshitze gilt es zu schweigen,
jedoch der Abend mit seinem Getöse
aus Azur und Alabaster verlangt Applaus.
An Felsen mit Fernsicht lehnen Claqueure
und sehnen den Abgang der Sonne herbei.
Schon stürzt sich die Kugel wie Sappho ins Meer. Rot schäumt es
am Ufer, Beifall flammt auf, verhallt auf den Wegen hinunter
zum Hafen, wo die mageren Katzen wohnen, ihre Phosphor-Iris
verglüht in der Nacht. Kameras klicken im Grillengezirp, der
Berg atmet Thymian aus. Jetzt in Metaxa ertrinken
zwölf Sterne zur Nacht.

Britta Lübbers

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