Levin Westermann

3511 Zwetajewa. Matthes & Seitz, Berlin 2017, 91 Seiten, 18 Euro, ISBN: 978-3-95757-380-3

Klappentext

Achilles rast mit 130 ohne Rücklicht und Rücksicht durch die Nacht. Der Krieg um Troja tobt noch immer. Während der attische Held, aus Zeitmangel ungeduscht und blutverschmiert, zwanzig Minuten nach Ende der Schlacht eine Pressekonferenz gibt und Simone Weil zitiert, schreibt Westermann mit rauchender Feder eine Kantate aus infinitesimal klein scheinenden Intervallen der Reflexion. Waren wir eben noch mit Tschechow unterwegs, dürfen wir nun mit dem Dichter unter dem Wahrzeichen jenes Asteroiden, des Planetesimalen mit dem Namen 3511 Zwetajewa, durch das Leben seiner Namensgeberin gehen. Briefe, Bilder, Beziehungen bringt er dabei auf den Vers : "Sie glaubte an das Gute im Menschen, daran, / dass dem, der Gutes tut, auch Gutes widerfährt." Am Ende wird ein ganzer Kosmos zu versenken sein. Doch aus Levin Westermanns Sprachinfinitesimalen werden Sehnsüchte neu entstehen.

Eine Empfehlung des Literaturkritikers Michael Braun:

Überall ist Wasser, ein stiller Ozean, ein kleines Schiff sitzt fest, und es besteht keine Hoffnung mehr, das rettende Land zu erreichen. Das ist ein zentrales, aus einer Erzählung des britischen Autors Iain Banks gewonnenes Motiv in den dunklen Traumgesichten, den halluzinatorischen Bildern der Verlorenheit und des Untergangs, die der Dichter Levin Westermann in seinem Gedichtband 3511 Zwetajewa in minimalistischen Vignetten entfaltet. In drei Gedichtzyklen, gebunden an die Werke und Biografien seiner literarischen Portalfiguren Anton Tschechow, Simone Weil und Marina Zwetajewa, evoziert Westermann Erfahrungen mit der Vergänglichkeit, dem Zeitvergehen und der existenziellen Randlage des Schriftstellers: »Ich bin zum Beobachter geworden. / Die Seele versteckt sich in ihrer letzten Festung / und beobachtet wie ein Tier die anderen Seelen – / oder deren Abwesenheit.« Diese stillen, gerade durch Aussparung und metaphorische Kargheit eindringlichen Gedichte sprechen von der existenziellen Ausgesetztheit jedes wahren Dichters. Eine ebenso poetisch intensive wie verstörende Hadesfahrt.

Weitere Pressestimmen:

»Im Falle von Westermann bedeutet Autorschaft, mit dem jeweils neuen Material vollkommene Stimmungswechsel vollziehen zu können und dies mit dem eigenen Sprachduktus und poetischen Anliegen auszubalancieren.«
- Christian Metz, FAZ

»Ein Schreiben zum Stillen hin, zum Schweigen hin, zum Verschweigen hin; und auch ein Schreiben, in dem die Grenzen zwischen Lyrik und Prosa - ich will nicht sagen sich auflösen - aber doch infrage gestellt werden.«
- Beate Tröger, WDR3

»Levin Westermann ist ein Dichter, der kein Hehl daraus macht, auf der Suche zu sein. Eine Spurensuche nach der berühmten russischen Schriftstellerin Marina Zwetajewa - ein Trauergedicht voller Wucht und Wut, geprägt von Innigkeit und Distanz.«
- Insa Wilke, Deutschlandradio Kultur

Über den Autor:

Levin Westermann, 1980 in Meerbusch geboren, studierte an der Hochschule der Künste und lebt als freier Schriftsteller in Biel (Schweiz). Sein Lyrikdebüt „unbekannt verzogen“ veröffentlichte er 2012.