Limerick - ein scherzhaftes Gedicht in 5 Zeilen

Als Limerick bezeichnet man ein  kurzes, meist scherzhaftes Gedicht in fünf Zeilen mit der Reimfolge aabba und einem relativ festen metrischen Schema.
Die Gedichtform stammt ursprünglich aus dem englischsprachigen Raum, ist aber seit 1968 durch die Satire-Zeitschrift Eulenspiegel auch in Deutschland populär geworden.

Herkunft
Die Herkunft des Begriffes Limerick hat verschiedene potentielle Ursprünge, wovon jedoch keiner mit Quellen deutlich belegt werden kann.
Die gleichnamige Stadt im Südenwesten Irlands ist dabei die am häufigsten spekulierte Möglichkeit. Es könnte sich dabei aber auch um die Interpretation des irischen Soldatenliedes Will you come up to Limerick aus dem 18. Jahrhundert handeln, das dieselbe Stadt thematisiert.

Eine weitere Hypothese bezieht sich auf eine Sammlung sogenannter Nursery Rhymes, oder übersetzt Kinderreime, in Mother Goose’s Melody aus dem Jahr 1765. Diese hatten ein vergleichbares Reimschema und durch die anvisierte Zielgruppe häufig einen ähnlich komischen und scherzhaften Hintergrund wie Limericks.

Vorläufer dieser Gedichtform finden sich jedoch schon im Mittelalter bei Thomas von Aquin, oder Othello und Hamlet, zwei berühmte Werke von William Shakespeare.

Aufbau
Es gibt zwei verschiedene Hauptmerkmale, die einen Limerick auszeichen und ihn von anderen Gedichtformen unterscheiden.
Limericks folgen neben der strengen Zeilenbegrenzung einem anapästischen Versmaß sowie einem Längenkontrast in den dreihebigen Zeilen 1,3 und 5 und den zweihebigen Zeilen 2 und 4. Dies trägt zum Fluss des Rhythmus bei, der charakteristisch für diese Form des Gedichtes ist.

Die lockeren Regel erlauben Spielraum für zahlreiche Variationen wie zum Beispiel ein akephaler, oder verkürzter, Anfang sowie die freie Auswahl zwischen klingenden und stumpfen Kadenzen. Letzteres trägt dazu bei, dass das Reimschema, wie in der Darstellung unten verdeutlicht, als amphibrachysch gesehen werden kann. Das bedeutet, dass es sich bei der dritten und vierten Zeile des ersten Gedichtschemas um jeweils einen dreigliedrigen Versfuß handelt, bei dem zwei Kürzen eine Länge umschließen. 
 

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oder

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Diese beiden Schemata sind die am häufigsten verwendeten Variationen des klassichen Aufbaus eines Limericks.

Inhalt
Da neben der äußeren Form der Endreim bei einem Limerick die wichtigste Rolle spielt, ist der Inhalt oft von Willkürlichkeit geprägt. Viele Wörter werden daher nicht aus thematischen Gründen gewählt, sondern dienen nur dazu einen funktionierenden Reimklang zu erschaffen, ohne dass der Leser den Inhalt auf semantischer Ebene damit asoziieren kann.
Das Gedicht endet meist mit einer Variation der 1. Zeile sowie einer Klimax, die in den vorangehend Versen aufgebaut wird.
Der typische Aufbau und das relativ fixe Schema tragen auch zur inhaltlichen Übertragung bei. Die Zeilen haben immer die gleiche Länge und unterscheiden sich dadurch nur in ihrem Inhalt. Dieser ist jedoch durch die Vorgabe der Zeilenlänge und -aufteilung in gewisser Weise vorgegeben.

Berühmte Dichter
- Edward Lear (1812-1888) war einer der wichtigsten Vertreter der sogenannten Nonsense-Literatur und schrieb einige der berühmtesten Limericks. Er war außerdem maßgeblich an deren Verbreitung in Deutschland beteiligt.

- William Cosmo Monkhouse (1840-1901) war ein englischer Dichter und Kritiker, der sich Zeit seines Lebens intensiv mit Lyrik befasste und einige Sammelbände veröffentlichte. Viele seiner Limericks wurden durch die Werke Lears inspiriert.

- Ogden Nash (1902-1971), ein amerikanischer Schriftsteller, wurde durch zahlreiche Limericks wie A wonderful bird is the Pelican vor allem in seinem Heimatland sehr berühmt. Sein 1931 erschienener Gedichtband erntete großes Lob und brachte ihm weltweite Popularität.

- César Keiser (1925-2007) machte mit seinen Limericks wie Es gab einen Mann in Gibraltar die Gedichtform Mitte der 20. Jahrhunderts auch im deutschsprachigen Raum bekannt.