Lernen von den Klassikern

Goethe, Hölderlin, von Eichendorff. Aus allen Kunstepochen steht eine Vielzahl von Dichtern mit ihren meisterhaften Gedichten zur Verfügung. Von ihnen kann einiges gelernt werden und zwar einfacher als gedacht. 

Lesen, lesen, lesen... Durch das Lesen vieler verschiedener Werke, entwickelt sich das eigene Gefühl für die Sprache. Vor allem aber kann ein Dichter herausfinden, welcher Stil sein eigener ist und in welche Richtung er als Poet gehen möchte.

Es lohnt sich, sich sowohl mit den Texten älterer als auch zeitgenössischer Dichterkollegen zu beschäftigen, denn diese bieten ein umfangreiches Anschauungsmaterial für die eigene Schreibpraxis. Gerade die Kombination aus Lesen und Schreiben ist besonders produktiv!

 

Direktes Aufgreifen: Die Beschäftigung mit den Werken anderer Dichter schafft auch Raum für neue Möglichkeiten der Lyrik: Antwortgedichte, Parodien, Collagen und Montagen sind weit mehr als bloße Nachahmungen. Das Aufbrechen oder Aktualisieren gängiger Formen kann zu eigenständigen und spannenden neuen Gedichten führen. Berühmte Beispiele hierfür sind die Parodien von Erich Kästner, Heinz Erhardt und Hans Magnus Enzensberger auf Goethes „Mignon“. Auf satirische und humorvolle Art setzte sich jeder von ihnen mit seinem eigenen Stil mit der Vorlage auseinander.

Hier das Beispiel von Erich Kästner:

 

Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Gold-Orangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst du wohl?
                                   Dahin! Dahin!
Möchte ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn.
(...)
Johann Wolfgang Goethe
 
 
Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn?
Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!
Dort stehn die Prokuristen stolz und kühn
In den Bureaus, als wären es Kasernen.
(...)
Erich Kästner
 
Eine kleine Übung:

Warum versuchen Sie es nicht selbst einmal und schreiben selbst eine Parodie auf Goethes „Mignon“? Am besten nehmen Sie Bezug auf ein aktuelles Thema und  schreiben somit das Gedicht aus unserer heutigen Perspektive um.

 

Vermeiden Sie bloße Nachahmung!

Ein Tipp aus unserem Fernstudium „Das lyrische Schreiben“:

„Kopieren Sie Ihr Vorbild aber nur unter der Voraussetzung einer „Stilübung“: zum Lernen. Gehen Sie mit Mörike und Eichendorff nicht in aussichtslose Konkurrenz.“ (Studienmappe II)