1. Preis - XX. Gedichtwettbewerb 2017

Kranichtanz
 
Erzählte ich Dir je vom Land im Norden, 
das schwanenschwer sich an die Sinne schmiegt
und längst von Eises Hobel so geworden,
wie’s gänsegrau behimmelt vor mir liegt?
Versäumte ich’s, so ließ ich von den Wiesen,
den entenbraunen, Dir das Bild entstehn,
wie draußen, fern, am Ufer sie zerfließen,
da abends noch die Dohlen niedergehn.
Ich spräche von den dunklen Erlenbrüchen,
die taubenstill und ob der Wasser satt
durchdrungen sind von moorigen Gerüchen,
darin es dennoch ein Gelege hat.
 Und wär’s Dein Wunsch, beschrieb die möwenweißen,
getürmten Wolkenwände ich sogleich,
daher die adlerschnellen Winde reißen
vom Westen Wellen an den hohen Deich.
 Und fragtest Du mich dann was mir gefiele
besonders in der Tage Morgenlicht:
Ich redete vom Kranichtanz am Priele,
und auch die meines Herzens Gaukelspiele,
so federweich, verschwiege ich Dir nicht.
 
 Norbert Hahnel
 


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