Japanische Liebeslyrik

Die bekanntesten Lyrikformen Japans sind Haiku und Senryu, wobei eigentlich Waka die klassische japanische Gedichtform ist.
Haiku: Ins Deutsche übersetzt heißt die Bezeichnung „scherzhafter Vers“ und das Haiku gilt als die kürzeste Gedichtform der Welt. Das Gedicht besteht aus drei Wortgruppen, die jeweils eine bestimmte Anzahl an Lauten besitzen. Die erste und die dritte Zeilen haben beide je fünf Lauteinheiten und die mittlere sieben.
Senryu: Das Senryu ist vom Aufbau her genau wie das Haiku. Die beiden Formen unterscheiden sich lediglich in der Thematik. Das Haiku befasst sich mehr mit der Natur, während das Senryu auf die Gefühle und das Persönliche eingeht.
Waka: Das Waka ist die klassische Gedichtform Japans. Es kann kürzer oder auch länger als das Haiku und Senryu sein und ist nicht thematisch festgelegt. Alle Gedichtformen haben aber die festgelegte Anzahl an Lauten gemeinsam, also dass ein Vers entweder aus fünf oder aus sieben Lauten besteht.

Eine der berühmtesten Waka-Dichterinnen Japans ist Ono no Komachi. Sie lebte circa von 825 bis 900 und gilt aufgrund ihres wunderschönen Aussehens bis heute als Symbol der weiblichen Schönheit in Japan. Ihre Werke sind komplexe Liebesgedichte, die meistens die unglückliche Liebe thematisieren. Sie sprudeln vor Leidenschaft und tiefen Gefühlen. Allerdings sind sie auch sehr schwer zu übersetzen, da die Dichterin hauptsächlich Wörter mit verschiedenen Bedeutungen verwendet. So kann es passieren, dass, je nachdem für welche Bedeutung der einzelnen Wörter der Übersetzer sich entscheidet, verschiedene Übersetzungen entstehen, die sich im Sinn unterscheiden.

Gedichtbeispiel „Seit ich im Schlaf“ von Ono no Komachi: 
 

Seit ich im Schlaf
 Seit ich im Schlaf
den Mann gesehen, den ich
von Herzen liebe,
seit dieser Zeit erst liebe ich
der Träume bunter Falter
Ono no Komachi (zwischen 825 und 900)
übersetzt von Klabund (1890-1928), deutscher Schriftsteller