Französische Liebeslyrik

Die französische Liebeslyrik hat ihren Ursprung in der Troubadourdichtung, die hauptsächlich die Liebe zum Thema hatte. Es wurde die Liebe zu einer höhergestellten Frau besungen, oder eine Liebschaft, die im Verborgenen bleiben musste.
Der Einfluss der Troubadourdichtung verschwand nach und nach in der Epoche der Rennaissance, in der die Sprache verfeinert wurde und neue lyrische Fertigkeiten entstanden. Die Dichter wandten sich Gedichtformen wie der Ode, der Hymne und dem Sonett zu.
Von besonderer Bedeutung für die französische Lyrik waren die beiden Strömungen Naturalismus und Symbolismus. Während sich der Dichter im Naturalismus auf reine Naturbeobachtungen beschränkte, erweiterte er im Symbolismus die Realität mit Hilfe von Sinnbildern und ließ eine ästhetisch vollkommene Welt entstehen.
Ein bedeutender Vertreter der französischen Lyrik und des Symbolismus war Charles Baudelaire, der von 1821 bis 1867 lebte. Sein berühmtestes Werk ist „Les Fleurs du Mal“ („Die Blumen des Bösen“), das mehr als 100 Gedichte des Lyrikers beinhaltet. Die Gedichte weisen zwar romantische Züge auf, aber zeigen ebenso eine hässliche und kranke Welt, in der das Individuum zwischen Gut und Böse hin- und hergerissen ist.

Gedichtbeispiel: "XCIX. Weit von hier" aus dem Gedichtband "Les Fleurs du Mal" von Charles Baudelaire:

 XCIX.

WEIT VON HIER
Dies ist das haus das geweihte

Wo die von zierden Umreihte

Stille und immer Bereite
Mit der hand ihren busen kühlt
Ellbogen im kissen wühlt
Und der wasser klagen fühlt:
Dies ist ihr zimmer verschwiegen ...
Fern singt der wind und die see.
Seufzer im liede fliegen
Jene verwöhnte zu wiegen.
Gerieben vom scheitel zur zeh
An ihrem leibe sich schmiegen
Salböl und benzoe ...

Und blumen bringt eine fee.
Charles Baudelaire (1821-1867)
übersetzt von Stefan George, deutscher Lyriker (1868-1933)