Glück suchen
Über den Bergen
Über den Bergen,
weit zu wandern, sagen die Leute,
wohnt das Glück.
Ach, und ich ging,
im Schwarme der andern,
kam mit verweinten Augen zurück.
Über den Bergen,
weit, weit drüben, sagen die Leute,
wohnt das Glück.
Carl Hermann Busse (1872 – 1918)
Nachts
Tiefstill die Nacht. Nur manchmal, halb im Traum,
hör ich ein Knistern an den weiten Wänden,
ein ruhlos Tasten hier und dort im Raum,
als wie von feinen, schlanken Frauenhänden.
Dann weiß ich es, was dir dein Traum gebracht:
du suchst nach mir, du kannst mich nicht vergessen,
du suchst und suchst die ganze lange Nacht
nach einem Glück, das du doch einst besessen.
Carl Hermann Busse (1872 - 1918)
Liebeserklärung
– – Ich gedachte,
Wie mit der Zeit sich stets der Kreis erweitert,
In dem ich sucht und fand mein reinstes Glück:
Wie manches neue kleine Wesen kam,
Das einen Platz erstrebte zwischen uns
Und ihn erhielt und jedes obendrein
Bei seinem Eintritt auch mein ganzes Herz,
Das ganze Jedes – henkt die Mathematik!
Denn immer noch ein ganzes bleibt mir übrig,
Es zu verschenken, wenn es wieder gilt.
Nicht protzen möcht ich, aber solcher Reichtum
Ist unerhört in meinen hohen Jahren.
Ich dank ihn euch, so seid mir denn bedankt,
Ihr Großen und ihr Kleinen, Fernen, Nahen.
Durch meiner Liebe, eurer Liebe Kraft
Begiebt an mir ein schönes Wunder sich:
"Die Kinderlose hat die meisten Kinder."
Marie von Ebner-Eschenbach (1830 - 1916)
Ohne Titel
Wie süß der Ton der Zither erklingt
Am nebligen Morgen!
Er weckt in mir ein Sehnen nach Glück
Und lieblichen Sorgen.
Des Lebens holde Freuden, sie stehn
So licht vor dem Herzen!
Da denk' ich der geschwundenen Zeit
Mit Trauer und Schmerzen.
So wenig Stellen auf weitem Gebiet,
Die freundlich mir lachen! –
Ich hätte können glücklicher sein –
Und glücklicher machen.
Melchior Meyr (1810 - 1871), deutscher Dichter
Für ein kurzes Glück
Kurz ist dein Glück, o Nachtigall,
Und traumhaft wie die Frühlingsnacht,
Die dir in süßem Widerhall
Die Liederbrust ertönen macht.
Doch wie's auch schnell vorüber zieht,
Mir zeigt's erst recht, wie arm ich bin! –
Ein kurzes Glück, – ein schönes Lied, –
Ich gäb' darum mein Leben hin!
Siegfried Kapper (1820 - 1879)
Ohne Titel
O wo ist, wo ist das Glück zu Hause,
Daß ich's endlich finden mag und greifen,
Und mit starker Fessel an mich binden!
O wo ist, wo ist das Glück zu Hause!
»Wo des Mondes Sichel schwimmt im Wasser,
Wo das Echo schläft am hohlen Felsen,
Wo der Fuß des bunten Regenbogens
Auf dem Rasen steht, da geh' es suchen!«
Emanuel Geibel (1815 - 1884)
Ohne Titel
Nicht aus des Herzens bloßem Wunsche keimt
Des Glückes schöne Götterpflanze auf.
Der Mensch soll mit der Mühe Pflugschar sich
Des Schicksals harten Boden öffnen, soll
Des Glückes Erntetag sich selbst bereiten
Und Thaten in die off'nen Furchen streu'n,
Er soll mit etwas den Genuß erkaufen,
Wär's auch mit des Genusses Sehnsucht nur.
Heinrich von Kleist (1777 - 1811)
Ohne Titel
O wo ist, wo ist das Glück zu Hause,
Daß ich's endlich finden mag und greifen,
Und mit starker Fessel an mich binden!
O wo ist, wo ist das Glück zu Hause!
»Wo des Mondes Sichel schwimmt im Wasser,
Wo das Echo schläft am hohlen Felsen,
Wo der Fuß des bunten Regenbogens
Auf dem Rasen steht, da geh' es suchen!«
Emanuel Geibel (1815 - 1884)
Ohne Titel
Geflügelt ist das Glück und schwer zu binden,
Nur in verschloßner Lade wirds bewahrt,
Das Schweigen ist zum Hüter ihm gesetzt,
Und rasch entfliegt es, wenn Geschwätzigkeit
Voreilig wagt, die Decke zu erheben.
Friedrich von Schiller (1759 - 1805)
Nicht Glückes bar sind deine Lenze
Nicht Glückes bar sind deine Lenze,
Du forderst nur des Glücks zu viel;
Gib deinem Wunsche Maß und Grenze,
Und dir entgegen kommt das Ziel.
Wie dumpfes Unkraut laß vermodern,
Was in dir noch des Glaubens ist:
Du hättest doppelt einzufodern
Des Lebens Glück, weil du es bist.
Das Glück, kein Reiter wird's erjagen,
Es ist nicht dort, es ist nicht hier;
Lern' überwinden, lern' entsagen,
Und ungeahnt erblüht es dir.
Theodor Fontane (1819 - 1898)
Traum
Bleib, o bleib in deiner Träume Welt,
Such nicht des Lebens wirkliches Sein!
Es hat nur dunkle oder grelle Farben,
Der Traum nur hat der Morgensonne Schein;
Stirbst du lebend, bist du tot noch des Lebens,
Kehren wird dein Geist zu der Erde zurück;
Stirbst du als Träumer, kannst du ruhig sterben,
Mit dir verbleicht auch dein ewiges Glück.
Jens Peter Jacobsen (1847 - 1885)